Kinder und Teenager haben schon mitunter seltsame Interessen. Für uns Erwachsene manchmal völlig unverständlich, lieben unsere Teenager Videospiele, Apps, Filme oder Musik, die uns so gar nicht gefallen oder fesseln. Oft geht die Diskrepanz so weit, dass Eltern die Vorlieben der Kinder ablehnen, weil sie sie für unpädagogisch oder gar gefährlich halten.
In diesem Zusammenhang kann man als Eltern einen gravierenden Fehler machen, der das Verhältnis zu seinem Kind oder Teenager nachhaltig zerstören kann.
Beziehung zum Kind: Suche das Gespräch
Ich erkläre es dir anhand eines Beispiels.
Letzte Woche musste meine 6. Klasse in Gruppenarbeit ein Projekt fertigstellen. Ich bekam mit, dass sich eine Jungsgruppe währenddessen über ein Videospiel unterhielt, bei dem man Gegner tötet.
Da ich gerade sonst nirgends gebraucht wurde, setzte ich mich zu ihnen und klinkte mich in das Gespräch ein.
Beziehung zum Kind: zwei Möglichkeiten
Ich hatte nun zwei Möglichkeiten:
Erste Möglichkeit: Die Moralkeule
Ich verurteile das Videospiel als „böse“, weil man dort Mitspieler abschießen muss und weise sie darauf hin, dass Videospiele an sich kein geeignetes Hobby sind.
Welches Ergebnis erwarte ich dann von so einem Gespräch? Die Schüler werden höchstwahrscheinlich so tun, als ob sie meine Moralpredigt verstanden hätten, aber danach nie wieder mit mir über Videospiele sprechen. Selbstverständlich hören sie nicht auf das Spiel zu spielen oder gut zu finden. Warum auch?
Beziehung zum Kind: Nicht verurteilen
Wenn dein Kind oder Teenager etwas sehr gerne hat oder tut, dann ist die erwachsene „Moralkeule“ der beste Weg, um das Vertrauensverhältnis zwischen dir und deinem Kind oder Teenager zu zerstören.
Viele meiner Schüler erzählen mir, was sie bewegt. Wahrscheinlich gerade deswegen, weil ich mich ernsthaft für sie interessiere.
Daher habe ich auch in unserem Beispiel nicht die „Moralkeule“ rausgeholt, sondern wie immer die zweite Möglichkeit gewählt.
Beziehung zum Kind: Zeige Interesse
Ich interessierte mich für ihr Videospiel. Ich fragte nach und zeigte ernsthaft und glaubwürdig Neugierde auf ihr Spiel.
Es sprudelte nur so aus ihnen heraus. Sie erzählten mir, dass sie in Teams spielten, schon damit Geld verdient hätten, weil man die Punkte im Internet für Cent-Beträge verkaufen konnte und einen Youtube-Kanal dafür erstellt hätten.
Beziehung zum Kind:Teil ihrer Welt
Sie gaben mir einen großartigen Einblick in ihr Leben und zeigten mir, welche Talente und Fähigkeiten sich gerade bei ihnen entwickelten. Nicht viele Sechstklässler haben schon Geschäftssinn oder starten einen eigenen Youtube-Kanal.
Ihre Augen leuchteten immer mehr als ich mich sehr beeindruckt zeigte. Strahlend wuchsen die Schüler während unseres Gespräches in ihrer Körperhaltung. Ein Erwachsener, sogar ein Lehrer, versteht endlich, was ihr Hobby für tolle Chancen bietet.
Beziehung zum Kind: Liebevoll beeinflussen
Jetzt kommen die Jungs täglich am Lehrerzimmer vorbei und erzählen mir ihre neuesten Erfolge in ihrem Videospiel oder mit ihrem YouTube-Kanal.
Ich bin jetzt jemand mit dem sie teilen, was sie bewegt und nicht irgendein Erwachsener, der sowieso kein Verständnis hat.
Echtes Interesse und wahres Verständnis ist der Schlüssel für eine gute Beziehung zwischen Eltern und ihrer Kinder. So bleibst du weiter bestens informiert, was im Leben deines Teenies vorsichgeht.
Den schlimmsten Fehler, den du machen kannst ist, wen du das Hobby oder Interesse deines Kinders oder Teenagers belächelst, lächerlich machst oder moralisch in die Ecke stellst.
Natürlich ist das Töten in diesem Spiel nicht gut für ein Kind oder Teenager. Aber erst, als ich Teil ihrer Welt wurde, konnte ich das so ansprechen (ohne erhobenen Zeigefinger), dass sie es wirklich annehmen und berücksichtigen konnten.